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Paradigmenwechsel: MS direkt hochwirksam behandeln

Paradigmenwechsel bei MS hin zu frühzeitiger hochwirksamer MS-Therapie? Darüber diskutierte die Fachwelt auf dem ECTRIMS 2022. Erfahren Sie mehr.

„Hit hard and early“ mit einer hochwirksamen Therapie von Beginn an oder erst moderat behandeln und dann steigern? Welche Behandlungsstrategie erreicht bei MS bessere Behandlungserfolge? Dieser Frage widmeten sich die Expert:innen auf dem ECTRIMS 2022 im Oktober in Amsterdam.

Mittlerweile stehen Ihren Patient:innen viele Medikamente zur Behandlung der MS zur Verfügung. Die Unterschiede in der Applikationsform und -häufigkeit der MS-Therapien ermöglichen heute, die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen stärker zu berücksichtigen. Darüber hinaus unterscheiden sich die MS-Medikamente natürlich auch in Bezug auf ihre Wirksamkeit. Hier stehen Behandlungsteams vor der Herausforderung, über die bestmögliche Behandlungsstrategie für ihre Patient:innen zu entscheiden. 

ECTRIMS
Das European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis, kurz ECTRIMS, ist die weltgrößte Organisation, die sich der Erforschung und Behandlung der MS verschrieben hat. Einmal im Jahr veranstaltet sie den wichtigsten MS-Kongress.

Flipping the pyramid: Umdenken bei MS-Therapie gefordert

Die MS von Anfang an mit einer hochwirksamen Therapie zu behandeln, scheint nach aktueller Datenlage langfristig zu besseren Therapieerfolgen zu führen. Dennoch setzt sich dieser Behandlungsansatz in der Praxis nur langsam durch, erklärt MS-Experte Gavin Giovannoni in seinem Vortrag auf dem ECTRIMS 20221. Er spricht sich klar für den frühen Einsatz von hochwirksamen MS-Medikamenten aus und fordert ein „Flipping the pyramid“. Gemeint ist damit eine Umkehr der Behandlungsstrategie: Statt mit einem moderat wirksamen Medikament zu starten, solle die Behandlung der MS von Anfang an mit einer hochwirksamen Therapie erfolgen.

Flipping the pyramid: Einsatz von hochwirksamen MS-Medikamenten von Anfang an

Untertherapie der MS vermeiden

Giovannoni begründet die Forderung nach diesem Paradigmenwechsel bei der MS-Therapie damit, dass für einen Großteil der MS-Betroffenen moderat wirksame Medikamente nicht ausreichen, um die Krankheitsaktivität frühzeitig zu unterdrücken. Viele Patient:innen laufen bei dieser Strategie also Gefahr, untertherapiert zu werden. Der direkte Einsatz von hochwirksamen Medikamenten erhöhe dagegen die Wahrscheinlichkeit für einen Behandlungserfolg, so Giovannoni, was auch aktuelle Studien belegen.2,3,4

Quellen

  1. Giovannoni G. Oral Presentation O007. ECTRIMS 2022.
  2. Iaffaldano P et al. Ther Adv Neurol Disord. 2021;14:1.
  3. Harding K et al. JAMA Neurol.2019;76:536. 
  4. Spelman T et al. JAMA Neurol. 2021;78:1197.